Ethik der Gabe
Humane Medizin zwischen Leistungserbringung und Sorge um den Anderen.
2. Freiburger Symposium zu den Grundfragen des Menschseins in der Medizin.
Prof. Dr. med. Gert Gabriëls
Curriculum vitae
Gert Gabriëls, Prof. Dr. med., studierte Medizin und angewandte Ethik in Münster, promovierte dort in Medizin und war an nicht-universitären Krankenhäusern als Arzt tätig bevor er Mitarbeiter des Institutes für Pharmakologie der RWTH Aachen wurde. Nach Forschungsarbeiten in den Physiologischen Instituten in Heidelberg und Greifswald, Wechsel in die Klinik für Nephrologie, Rheumatologie sowie allgemeine Innere Medizin des Universitätsklinikum Münster und Etablierung der experimentellen Nierentransplantation dort habilitierte er sich an der Universität Münster für Innere Medizin. Seit 2003 ist er Oberarzt, seit 2008 leitender Oberarzt der o.g. Klinik, seit 2009 Professor. Seit 2010 gehört er dem Vorstand des Klinischen Ethik-Komitees des Universitätsklinikum Münster an. Seine Schwerpunkte in Patientenversorgung, Lehre und Forschung sind Prophylaxe von Nierenerkrankungen sowie Nierenersatzverfahren.
Abstract: »Bangen, Hoffen, Geben im Kontext der Organspende – Ein Blick in die Klinik«
Angesichts des hohen Risikos von Patienten mit Nierenfunktionsstörung, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu versterben, und des besseren Überlebens dieser Patienten v.a. durch Nierentransplantation vor Eintritt der Dialysepflicht ergeben sich bei ausgeprägtem Mangel an Transplantatnieren Ängste und Hoffnungen der potenziellen Transplantatempfänger und ihrer Angehörigen. Diese und mögliche Haltungen von Organspendern und deren Angehörigen sowie von beteiligten Ärzten werden anhand von klinischen Beispielen beleuchtet.
Bei chronischer Erkrankung wie der mangelnden Nierenfunktion ist die Einflussnahme des Patienten von entscheidender Bedeutung, jedoch sind Patienten relevante medizinische Zusammenhänge häufig unklar und eine optimale Eigeninformation oft nicht möglich, sodass kontrollierende Einflussnahme und Handlungsfreiheit fehlen. Daher ist die Befähigung des Patienten zur Bewertung seines Krankseins im Hinblick auf den eigenen Lebensentwurf notwendig und eine wesentliche Gabe von Ärzten an ihre Patienten sowie der Rahmengeber des Gesundheitswesens an die Bevölkerung: Während Bildung der Prozess ist, in dem der Mensch seine geistig-seelische Gestalt gewinnt, ergibt sich bei chronischer Krankheit die Forderung nach Sicherstellung „medizinischer Bildung“ der Patienten. Diese reicht über „Schulung“ hinsichtlich medizinischer Fertigkeiten weit hinaus, da den chronisch Kranken durch medizinische Bildung möglich wird, sich unter objektivierenden Aspekten der Medizin mit ihrer Erkrankung ins Verhältnis zu setzen.